Handtherapie

 Handtherapie


Unsere Hände haben durch ihre Funktion und Wahrnehmungsfähigkeit für unseren Alltag eine sehr hohe Bedeutung, weil der Mensch die meisten Tätigkeiten mit den Händen durchführt. Diese einzigartige Funktionalität, die wir jeden Tag unbewusst verwenden, wird durch die Zusammenarbeit der vorliegenden komplexen Strukturen ermöglicht. Doch schon geringfügige Verletzungen können diese Funktionalität beeinträchtigen und somit den Alltag als auch das Berufsleben einschränken.

Die Handtherapie, welche sich aus den Berufen der Physiotherapie und der Ergotherapie entwickelt hat, beschäftigt sich mit der Rehabilitation der oberen Extremität und deren Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat. Die Hände werden nicht nur als einzelner Bereich, sondern als Teil des ganzen Bewegungsapparates behandelt. Dazu gehört nicht nur der gesamte Arm sondern auch die Schulter sowie die Wirbelsäule. Der/die Handtherapeut*in analysiert Störungen dieser Funktionskette, um durch die Behandlung die vorhandenen   Leistungsfähigkeit der Hände zu verbessern bzw. wieder herzustellen oder auch um das Fortschreiten von Erkrankungen in der oberen Extremität aufzuhalten.


Die Diagnose in der Handtherapie

Der Behandlung geht stets eine umfassende Funktionsanalyse mit Befunderhebung voraus. Aus dieser Befundung und der Interpretation der Ergebnisse ergibt sich  der zielgerichtete Behandlungsplan. Hierbei wird der Patient in seiner gesamten Situation erfasst, um die vorhandenen Blockaden/Störungen zu identifizieren, welche die Handlungsfähigkeit  einschränken.


Angewandte Testverfahren und Messmethoden

  • Gelenkmessung nach der Neutral-Null-Methode (NNM, Nulldurchgangsmethode)
  • Manuelle Funktionsuntersuchung mit Bewertung des Endgefühls der Bewegung
  • Kraftmessung
  • Handfunktionstest
  • Muskelfunktionstest
  • FFbH (Funktionsfragebogen Hannover)


Was wird behandelt?

Behandelt werden Menschen mit angeborenen, traumatischen und degenerativen Erkrankungen der oberen Extremität und deren Auswirkungen. Dazu gehören z.B. folgende Krankheitsbilder:

  • Rheumatische Erkrankungen
  • Amputationen
  • Nervenverletzungen
  • Sehnenverletzungen
  • Sehnenscheidenentzündungen und Tendopathien
  • CRPS Typ I (Komplexes regionales Schmerzsyndrom); mit DMSO Behandlung. Früher bekannt unter den Bezeichnungen: Morbus Sudeck, sympathische Reflexdystrophie, Algodystrophie
  • Dupuytrensche Kontraktur
  • Frakturen und Luxationen
  • Verbrennungen
  • Nervenkompressionssyndrom
  • Ödeme
  • Replantationen
  • Myopathien, Muskeldystropie, Muskelatrophie, Dermatomyositis
  • Paresen des Plexus brachialis und peripherer Nerven
  • Läsionen von peripheren Nerven (z.B. Medianusläsion)
  • Entzündliche, degenerative und systemische Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis (z.B. chronische Polyarthritis, juvenile Arthritis, Arthrosen)


Behandlungsmaßnahmen in der Handtherapie

  • aktive und passive Bewegungsübungen
  • Manuelle Therapie und Weichteiltechniken
  • Übungen zur Aktivierung und Kräftigung der Muskulatur
  • Selbsthilfetraining im Bereich ATL (Aktivitäten des täglichen Lebens)
  • Koordinationstraining
  • Gelenkmobilisation
  • Narbenbehandlung
  • Dolo -Taping
  • Schröpftherapie, moxa- und Akumatbehandlung, Paraffinbäder
  • Ödem und Kontrakturprophylaxe
  • Arbeitstraining
  • Übungen zur Verbesserung von Grob- und Feinmotorik
  • Schreibtraining
  • Thermische Anwendungen (Wärme, Kälte)
  • Belastungstraining
  • Übungen zur Schulung der Sensibilität
  • Gelenkschutztraining
  • Desensibilisierung
  • Hilfsmittelberatung
  • Schienenversorgung
  • Spiegeltherapie


Grundsätzlich wird der Patient/die Patientin zum eigenmächtigen Handeln und zur selbstständigen Bewältigung des Alltags angeleitet. Ziel der Handtherapie ist die Rehabilitation der betroffenen Hand beziehungsweise der betroffenen Hände. Die betroffene Hand oder die betroffenen Hände sollen zum automatisierten, koordinierten und zielgerichteten Gebrauch getrimmt werden, so dass der Patient/die Patientin wieder ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität erlangt und eine größtmögliche Selbstständigkeit in sämtlichen Bereichen des Lebens erreicht. Darüber hinaus sollte die betroffene Person lernen, sich möglichst schonend zu bewegen. Dadurch sollen weitere Schäden bei degenerativen Erkrankungen vermieden werden.


Ziele der Behandlung:

  • Vermeidung von Funktionsminderung
  • Erhalt, Verbesserung und Wiederherstellung von Funktionen
  • Aufbau und Erhaltung der Muskulatur
  • Verbesserung der Feinmotorik, Koordination und Geschicklichkeit
  • Erhöhung der Beweglichkeit, Ausdauer und Belastbarkeit
  • Wiederherstellung von Alltagskompetenzen
  • Verbesserung und Erhalt der Selbstständigkeit
  • Desensibilisierung von Amputationsstümpfen und Narben
  • Berufliche Wiedereingliederung (z.B. Arbeitsplatzadaptation an die Defizite der betroffenen Person, Computertraining)
  • Erlernen von Gelenkschutzmaßnahmen zur Reduzierung von schmerzbedingten Reaktionen
  • Wiederherstellung des Tastsinns beziehungsweise der Sensibilität
  • Schmerzreduktion
  • Kompensation verlorengegangener Funktionen und das Erlernen von Ersatzfunktionen


Weitere Behandlungsmöglichkeiten entnehmen Sie bitte dem orthopädischen Bereich.



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